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Moskau 26.1.1977

 

ICH BEKLAGE MICH ÜBER NICHTS UND MIR GEFÄLLT ALLES, UNGEACHTET DESSEN, DASS ICH NOCH NIE HIER WAR UND NICHTS ÜBER DIESE GEGEND WEISS.

 

Tbilisi 18.9.2014

Um 11 Uhr treffen wir uns im Giorgi Leonidze Literaturmuseum, in der Aspei-Ausstellung „schrift“. Erstmal ist niemand da, alle Türen sind noch geschlossen, nur am Personaleingang sitzen drei Polizisten. Unklar, was sie bewachen. Dann tauchen Martin und Gisela auf. Martin verschwindet mit einer Museumsmitarbeiterin Richtung Dry Bridge Market, um ein Seil für die Losung zu besorgen. Sabine und Jurij kommen. Die Aussicht, dass Martin das Seil besorgt, stimmt Jurij pessimistisch. Es entspannt sich eine Diskussion zwischen Sabine und Jurij, wer für das Seil zuständig war. Irgendjemand hat Sabine am Vorabend erklärt, wo man das Seil in Tbilisi bekommt, also musste sie es besorgen. Jurij hat Sabine aber in Deutschland davon abgehalten ein Seil mitzubringen, weil es in Georgien genug Seile gäbe, also ist Jurij verantwortlich. Martin kehrt zurück, hält das Seil in einer schwarzen Plastiktüte triumphierend in die Höhe und legt es auf den Tisch. Da die Löcher im Stoff der Losung fehlen, um das Seil durchzuziehen, wird aus dem Literaturmuseum noch eine Schere mitgenommen. Dann geht es los. Viola vom Klingspor Museum schließt sich an.

Wir überqueren den Rustaveli-Boulevard und steigen die Straße neben dem Parlament hoch, an imposanten Gebäuden aus den 50er Jahren entlang, bis zur Talstation der Funicular hinauf. Die Funicular auf den Heiligen Berg Mtazminda wurde 1905 eröffnet und 2012 komplett erneuert. Jetzt fahren funkelnagelneue rote Wagons über die steilen Gleise. Oben steht der Fernsehturm, lockt der Vergnügungspark und in der Bergstation der Funicular ein Nobelrestaurant. Das alles lassen wir unbeachtet und wenden uns nach links zu den Wanderwegen, die am Berg entlang führen. Zunächst gilt es zwei geeignete Bäume zum Aufspannen der Losung zu finden, aber je weiter wir dem Wanderweg folgen, desto dünner werden die Stämme, es sind eher Büsche. Jurij und Sabine entscheiden sich für das Geländer, das den Wanderweg begrenzt. Die Losung wird ausgepackt, 10 Meter roter Stoff, bedruckt mit georgischen Buchstaben in weißer Farbe. 290 Euro hat Sabine investiert. Das Banner soll mit dem Seil am Geländer befestigt werden. Das Seil ist nicht auffindbar. Hat Sabine es in der Funicular liegen lassen? hat es sich jemand unter den Nagel gerissen? liegt es noch im Museum auf dem Tisch? Martin, als Ausstellungsmacher, hat Tesakrepp in der Tasche. Wir befestigen die Losung mit Tesakrepp an den Stangen des Geländers. Spaziergänger kommen vorbei, eine russisch sprechende Mutter mit zwei kleinen Kindern, sie würdigt uns und unser Tun keines Blickes, ebensowenig ein georgisches Liebespaar.

Als die Losung aufgespannt ist, muss man jenseits des Geländers auf dem Berg herumkraxeln, um sie zu fotografieren. Alle geben ihr bestes.

Wir lassen die Losung zurück, sie flattert im Wind,  richtet sich ins Tal hinunter, auf den Oligarchen-Hügel hinüber, dem unbekannten Zuschauer zu, nach Moskau zurück.

Auf dem Rückweg besuchen wir das Pantheon bei der Kirche des heiligen Dawit, von dem der Heilige Berg seinen heiligen Namen hat. Das Pantheon wurde 1929 eingeweiht anlässlich des 100. Todestages von Griboedov, ermordet in Teheran, begraben mit seiner georgischen Frau in Tbilisi. Unter den monumentalen Ehrengräbern befindet sich auch das Grab von Ekaterina Dzhugashvili, Mutter Stalins, gestorben 1937.

 

 

 

 

 

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