31. März – 10. Juni 2007 Württembergischer Kunstverein Stuttgart
Ceal Floyer (GB)
Valérie Jouve (F) Kollektive Aktionen (RUS)
Dominic McGill (GB)
Sun Tag Noh (KOR)
John Pilson (USA)
Marco Poloni (CH)
Seth Price (USA)
Emily Richardson (GB)
Sean Snyder (USA)
Chris Welsby (KAN)
Vom 31. März bis 10. Juni 2007 zeigt der Württembergische Kunstverein das Projekt "Landschaft (Entfernung)". Die Ausstellung präsentiert elf künstlerische Positionen, die das Phänomen Landschaft auf formal wie inhaltlich sehr unterschiedliche Art und Weise beleuchten. Sie wenden sich den mehr oder weniger natürlichen landschaftlichen Räumen ebenso zu wie ihren künstlerischen Repräsentationen. Sie erproben und eignen sich Landschaft an als Medium ideologischer Botschaften, als Spiegel und Bühne des (Künstler-) Subjekts, als ermüdete Form künstlerischen Ausdrucks und Material alternativer Raumentwürfe.
Die Ausstellung umfasst Werke aus den letzten 30 Jahren, darunter Film- und Videoarbeiten, Fotografien, Zeichnungen und eine ortsspezifische Installation. Außerdem wird ein Filmprogramm sowie eine Performance des Videokünstlers, Regisseurs und Autors Rabih Mroué zu sehen sein.
Im herkömmlichen Verständnis wird Landschaft meist gleichgesetzt mit Vorstellungen idyllisch verklärter Natur, einer obsoleten künstlerischen Tradition oder, ganz nüchtern, den für einen Ort typischen geografischen Formationen. Demgegenüber wird Landschaft heute viel eher als Material und Ergebnis der Produktion von Raum verstanden. Sie wird gemäß (mehr oder weniger eindeutig benennbaren) politischen, ideologischen, traditionellen oder individuellen Interessen erzeugt und ist somit deren Ausdruck und Repräsentation. Sie leuchtet dem Betrachter lediglich aus dem Grunde als "natürlich" ein, als die Ursachen und Motive hinter ihrer Entstehung nicht sichtbar (gemacht) werden: Landschaft ist in diesem Sinne eine polemische Setzung von Bedeutung, die ihre Rechtfertigung schuldig bleibt. Permanent umstritten, ist sie ein räumliches Arrangement auf Zeit.
Während konventionelle Formen künstlerischer Landschaftsdarstellung dem Entwurf, der Affirmation und der Naturalisierung dieser ideologisch geprägten Räume dienten, werden die hier gezeigten Positionen hingegen von dem Verdacht geleitet, dass die vorgebliche Transparenz des Raums eine optische Täuschung ist. Die Zurichtung von Landschaft auf ein ideologisches Sinnzentrum hin wird hier systematisch sabotiert. An ihre Stelle treten multiperspektivische und oft widersprüchliche Betrachtungen von Landschaft. Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten wählen etwa unterschiedliche Formen künstlerischer Intervention, die sich direkt in die Oberfläche der Landschaft einschreiben, konfrontieren miteinander inkompatible Landschaftsbilder mit dem Zweck ihrer gegenseitigen Entwertung, oder analysieren Räume mit Hilfe kritisch-dokumentarischer Strategien, die sich zwischen klassischer Recherche und künstlerischer Überformung bewegen.
Diese unterschiedlichen Haltungen gegenüber dem Phänomen Landschaft lassen sich in einem allgemeineren Sinn als eine Auseinandersetzung mit Problemen der Entfernung lesen. Die Arbeiten nutzen und befragen Strategien der kritischen oder physischen Distanzierung, der Beobachtung aus der Entfernung oder im Detail, der medialen Brechung, die zugleich verfremdet und auf neue Art und Weise sichtbar macht (also ent-fernt) sowie Prozessen der schrittweisen oder radikalen Entfernung und Neumodellierung von Raum.
Kuratorin: Katrin Mundt
Vorbereitung und Dokumentation der Werke von KD - Sabine Hänsgen
Kollektive Aktionen, Reisen aus der Stadt
Dia-Installation, 1976-2007
Die Moskauer Künstlergruppe Kollektive Aktionen führt seit 1976 in wechselnder Zusammensetzung konzeptuelle Performances in der Peripherie der russischen Hauptstadt auf. Es handelt sich um
minimale, jedoch präzis ausgearbeitete, von der Gruppe oder Einzelpersonen umgesetzte Aktionen auf einem leeren, in der Regel schneebedeckten und von Bäumen begrenzten Feld. Das so definierte "Handlungsfeld" wird zum Schauplatz von Nicht-Ereignissen, bzw. solchen, deren Bedeutung nicht in der Ausführung oder Betrachtung einer bestimmten Handlung besteht, sondern in der Wahrnehmung ihrer Wahrnehmung. Wie etwa in der Aktion Losung 1980, bei der einer der Künstler schriftlich angewiesen wird, am Rande eines Feldes zwischen zwei Bäumen eine verhängte Losung anzubringen, sich dann einige hundert Meter zu entfernen, die Losung durch eine spezielle Konstruktion aus der Distanz zu enthüllen, um dann festzustellen, dass sie aus der Entfernung nicht mehr zu entziffern ist. Die Reise aus der Stadt kulminiert so in der systematischen Verschiebung und Zerstreuung von Sinn.
Die Ausstellung präsentiert eine Auswahl der fotografischen, filmischen und schriftlichen Dokumentation der Aktionen, die, ganz im Sinne einer weiteren Multiplikation und Auflösung der stattgefundenen "Handlungen" als ihre programmatische Fortführung anzusehen sind.
Photo taken after "M" action of KD (Golden Sphere and Silver Wings of "Collective Actions" (KD)): Andrei Monastyrskiy, Sergey Bordachev, Nikolay Panitkov, Pavel Pivovarov (Pasha Peppershteijn), Irina Pivovarova, Elena Elagina, Vadim Zaharov, Ivan Chuikov, Eduard Gorohovskiy, Erik Bulatov, Yuriy Leijderman, Sergey Mironenko, Nikita Alekseev, Il'ya Kabakov, Vladimir Sorokin, Vladimir Mironenko, Sven Gundlah, Vladimir Naumets, Sergey Letov, Nikolay Kozlov. 1984